Farne - unsere Urpflanzen

Wir sind von der Pflanzenwelt verwöhnt: sie beschenkt uns mit vielen Farben, Formen und Gerüchen. Es gibt allerdings auch Pflanzen, die oft eher unscheinbar, wenig auffällig sind. Sie fallen nicht durch große Blüten oder starke Düfte auf: die Farne!

 

Wir kennen die Pflanzenwelt mit ihren Blüten: die Pollen der männlichen Pflanzen bestäuben die Narbe der weiblichen Pflanzen. Der Pollen wandert über den Griffel zur Eizelle, befruchtet diese, und dann entwächst daraus ein Samen, eine Frucht. Bei Farnen findet dies eher im Geheimen statt, verborgen vor unseren Augen, Blüten sind nicht zu sehen.

Vielleicht stehen sie darum für mich für das Mysterium des Lebens?!

 

Diese Urpflanzen verließen vor über 400 Millionen Jahren als erste die Meere und schufen eine wundersame und bezaubernde Welt, unsere heutige Pflanzenwelt!

Lange Zeit wusste man nicht, wie sich der Farn vermehrt. Die Vermehrung durch Sporen war unbekannt. Vermutlich kam daraus die wundersame Geschichte zustande, dass der Farn in der längsten Nacht des Jahres - der Johannisnacht - blüht. Nur in dieser Nacht solle er eine goldene Blüte mit einem Samenkorn tragen, das verschwinden würde, sobald es auf die Erde fällt. Diesen Wünschelsamen wurden viele, wundersame Eigenschaften zugeschrieben: sie sollten auf der Suche nach verborgenen Schätzen helfen, große Kräfte schenken und beim Tragen unsichtbar machen.

 

Auch wenn es naturwissenschaftlich erklärt nicht ganz so mystisch klingt offenbart sich das Wunder von Mutter Natur in ihrer ganzen Pracht: An den Farnwedeln sitzen auf der Unterseite Sporangien, in denen Sporen gebildet werden. Sie sehen teilweise wie Saugnäpfe aus. Wenn die Sporen reif sind fallen sie aus den Sporangien auf die Erde. Es entsteht auf dem Boden ein Keim, ein kleines Pflänzchen, Gametophyt genannt.

Nun bildet die Pflanze eine Art Behältnis, das Prothallium, in welchem voneinander getrennt die beweglichen, männlichen Antheridien mit ihren beweglichen Samenzellen und die weiblichen Archegonien mit den unbeweglichen Eizellen sitzen. Bei genügend Feuchtigkeit schwimmen die Samenzellen zur Eizellen - es entsteht eine Zygote, nach der Befruchtung ein Embryo. Aus dem Embryo entwächst ein Farnwedel und das Wunder der Geburt beginnt aufs Neue.

 

Farne sind roh giftig, auch getrocknet verlieren sie ihre Giftigkeit nicht. Viele können jedoch im Frühjahr in jungem Stadium als Gemüse genutzt werden. Man sollte sie für den Verzehr auf jeden Fall kochen. Zwei Farne wurden in früherer Zeit bevorzugt in der Küche verwendet, vor allem die Wurzel - der Hirschzungenfarn und der Tüpfelfarn, auch Engelsüß genannt.

Sobald aber die Sporangien, die Saugnäpfe, gebildet werden gilt: Finger weg, und zwar von allen Farnen!

 

Viele Farne stehen unter Naturschutz. Ich liebe es, bei einem Farn zu verweilen - seine Gestalt zu bewundern und seine Energie zu fühlen. Farne sind für mich unverwüstlich: sie haben in der Vergangenheit Stürme, Eiszeiten, Feuersbrünste und Überflutungen überlebt.

Für mich stehen sie für das Vertrauen und die Weisheit, auch für die Zeit des Verweilens - und auch des kraftvollen, zielgerichteten Voranschreitens.

Es gibt immer eine Lösung. Danke, Mutter Natur!