Veilchen - süßer Frühlingsgruß

Osterveigel, Schwalbenblume, Marienstengel, Märzveilchen - mit vielen, lieben Namen wurde das Duftveilchen bereits bedacht.

Auch Hildegard von Bingen hatte ihren Namen für das Veilchen gefunden: Die Viola! Für Hildegard (1098-1179) war das Veilchen eine bevorzugte Heilpflanze bei Augenerkrankungen, Erkältungen und Husten, Melancholie sowie bei Schmerzen.

Noch heute begleitet uns die Veilchensalbe nach Hildegard von Bingen und wird in verschiedenen Varianten von fleißigen Kräuterkundlern selbst zubereitet. Aber der gute Ruf des Veilchens geht noch viel weiter zurück! Denn bereits Hippokrates und auch Dioscurides, beides griechische Ärzte haben schon 1000 Jahr vor Hildegard die Heilwirkung des Veilchens geschätzt und in ihren Aufzeichnungen beschrieben.

 

Ist es nicht erstaunlich, wie kraftvoll gerade die zierlichen Vertreter unserer Pflanzenwelt uns auf körperlicher und seelischer Ebene unterstützen können?! Und in welch’ vielfacher Art und Weise sie einzusetzen sind?! Ob als Sirup, Tee, Salbe, Bad, Alkohol- oder Ölauszug - oder einfach direkt auf die Zunge gelegt und dankbar ertastet, gefühlt und geschmeckt: jeder findet seinen eigenen Weg der Annäherung an eine Heilpflanze. Und jeder fühlt sich auf ganz eigene Weise von ihr berührt und begleitet.

 

Wie emotional unsere Beziehung zum Veilchen ist zeigen zwei einfache Beispiele.

So wurde die Erschaffung des Veilchens in der griechischen Mythologie wie folgt beschrieben: Der himmeltragende Gott Atlas hatte eine schöne Tochter, welche vom Sonnengott mit seinen Strahlen verfolgt wurde. Das Mädchen floh zu Zeus und bat ihn um seinen Beistand. Zeus hatte Mitleid und verwandelte sie in ein Veilchen. Geschützt vor den Strahlen des Sonnengottes wächst das Veilchen seither an geschützten Stellen im Wald.

 

Ein anderes Beispiel ist das bekannte Gedicht von Eduard Mörike (1804-1875):

 

Er ist’s

Frühling läßt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

wollen balde kommen.

Horch von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist’s

Dich hab ich vernommen!

 

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich nach Lesen der Geschichte aus der griechischen Mythologie etwas verwundert die Veilchen auf unserer Rasenfläche betrachtete, denn diese wachsen ungeschützt in praller Sonne und fühlen sich dort sichtlich wohl! Aber dies ließ sich gleich erklären: denn es gibt an die 100 verschiedene Veilchenarten allein in Mitteleuropa, und nicht alle benötigen den Schutz des Waldes!

 

Das Duftveilchen allerdings, welches wie schon berichtet bereits in der Antike und auch von Hildegard von Bingen im Mittelalter als Heilpflanze verwendet wurde, bevorzugt tatsächlich den Halbschatten und verströmt dort seinen wundervollen, süß-aromatischen Duft!

Dieser Duft ist übrigens auch das beste Erkennungsmerkmal dieser tollen Heilpflanze, denn wer einmal in den Genuss gekommen ist wird ihn nicht mehr vergessen - und wird wie ich jedes Frühjahr auf’s Neue sich auf den Moment freuen, wenn das Duftveilchen mit seinen leuchtend blauen Blüten den Boden bedeckt, um mit uns zusammen den Frühling willkommen zu heißen!