Wiesen-Bärenklau - Ginseng der Europäer

Wer kennt ihn nicht, diesen Doldenblütler mit den großen gelappten Blättern, die einer Bärenklaue ähneln! Im Volksmund hat er vielerlei Namen: Wiesenrhabarber, Kuhlatsch, Ochsenzunge, Bärentatze, Bärenfuß und Herkuleskraut, um nur einige zu nennen. Bei unseren germanischen Vorfahren war er jedoch als Bärenklau bekannt, denn der Signatur einer Pflanze - also ihrem äußeren Erscheinungsbild - wurde ein besonderer Stellenwert beigemessen. Gleichzeitig sprach man dieser Pflanze auch die Fähigkeit eines Bären zu: durch das Essen dieses Krautes könne man Bärenkräfte entwickeln!

 

In der Volksmedizin sah man das Haupteinsatzgebiet jedoch anders, hier wurde er bei Epilepsie und Hysterie eingesetzt. Zudem sprach man dem Wiesen-Bärenklau eine aphrodisierende Wirkung zu. So fanden sich junge Blätter und Triebe sowie die Blüten dieser Pflanze in vielen Gerichten als Gemüse wieder. Sicher kein Zufall...;-)

 

Maria Treben nutzte seine Heilkraft bei Arthrose, Abszessen, Blutergüssen, Furunkeln und Tumoren, um nur ein paar seiner Einsatzgebiete zu nennen. Hierfür verwendete sie vor allem das Kraut und die Wurzeln als Tee.

Allerdings war auch seinerzeit schon bekannt, dass der Pflanzensaft des Wiesenbärenklaus durch Einwirkung von Sonne Hautentzündungen - also die sogenannte Wiesendermatitis - verursachen kann. Diese Hautentzündungen sind jedoch lang nicht so gravierend wie diese, welche der große Bruder des Wiesen-Bärenklaus verursachen kann: der Riesen-Bärenklau ist jedoch leicht zu erkennen, da er bis zu 4 Meter hoch wird, sein kleinerer Bruder jedoch nicht mehr als 1,5 Meter erreicht.

 

A propos Haut: Nach dem homöopathischen Prinzip 'Ähnliches mit ähnlichem heilen' ist der Wiesen-Bärenklau hervorragend geeignet, um Hautentzündungen zu lindern: hierzu nimmt man entweder die frischen Blätter, zerquetscht sie mit einem Nudelholz, und legt sie anschließend auf die Hautstellen. Oder man kocht aus frischen oder getrockneten Blättern einen Tee, tränkt darin ein Tuch und legt dieses auf die betroffenen Stellen.

In der Homöopathie wird er ebenfalls bei Hautproblemen eingesetzt, und selbstverständlich auch bei anderen Befindlichkeiten, wie z. B. Infektanfälligkeit, Muskelkrämpfen und Energiemangel.

 

Was mich am Wiesen-Bärenklau besonders fasziniert ist, dass er tatsächlich sogenannte Bärenkräfte in uns wecken kann - denn der Wiesen-Bärenklau besitzt pflanzliches Testosteron. Natürlich sind Phytohormone nicht so wirkungsstark wie unsere körpereigenen Hormone, jedoch können sie sehr wohl Einfluss auf unser Wohlbefinden haben und unseren Hormonspiegel ausgleichen!

 

Ich finde es immer wieder faszinierend, heimische Wildkräuter genauer zu betrachten, alten Erzählungen zu lauschen und sich mit ihnen und unseren Ahnen zu verbinden.

Und wenn ich mir die umfangreichen Einsatzmöglichkeiten anschaue, zu denen der Wiesen-Bärenklau einlädt, kann man durchaus verstehen, warum er den eindrucksvollen Namen ›Ginseng der Europäer‹ trägt!