Eiche - ein Quell für Kraft und Ausdauer

In unserem Garten stehen zwei riesige Eichen! Ich bin immer wieder fasziniert von der Kraft, die sie ausstrahlen! Denn wer einmal am Fuße einer mehrere hundert Jahre alten Eiche stand kann die Ehrfurcht und Liebe verstehen, welche schon unsere Urahnen diesen mächtigen Riesen entgegenbrachten. Ihre ausladende, knorrige Gestalt hat etwas Urwüchsiges, Wildes und Ungezähmtes. Und doch vermittelt sie auch Wärme und Geborgenheit. 


 

In der Geschichte finden wir die Eiche in vielen Kulturen und Religionen wieder. Der Sitz großer Götter, vor allem der Wetter- und Donnergötter, wird ihr nachgesagt: Donar (Thor) bei den germanischen Völkern, Jupiter bei den Römern, Zeus bei den Griechen und Tanaris bei den Kelten.

Die Eiche hat tatsächlich einen Bezug zu Gewittern, denn sie wächst gerne auf unterirdischen Wasseradern und hat gleichzeitig einen außergewöhnlich hohen elektrischen Fluss. Darum wird sie häufiger vom Blitz getroffen als andere Bäume. Das ist wohl auch der Grund, warum Eichen so gut wie nie als Hausbaum anzutreffen sind. 

Die keltischen Druiden, übersetzt bedeutet Druide 'Eichenweiser', schnitten die heilkräftigen Misteln übrigens ausschließlich von Eichen, den heiligsten und heilkräftigsten aller Bäume.

 

Dass die Eiche so manches zu heilen vermag verdankt sie einer Vielzahl an Pflanzenstoffen, die sich u. a. in ihrer Rinde verbergen. So kann sie zum Beispiel blutstillend wirken, bei Bakterien-, Viren- und Pilzbefall sowie bei übermäßiger Schweißbildung helfen. Die keimhemmende Wirkung und den hohen Anteil an Gerbstoffen nutzte man früher auch, um aus Tierhäuten haltbares Leder herzustellen.

 

Als Nahrungspflanze war sie noch im vergangenen Jahrhundert begehrt. In Notzeiten griff man auf ihre Blätter als Gemüseersatz zurück. Der innen liegende Teil der Rinde wurde zu Mehl verarbeitet. Die Eicheln nutzte man für die Schweinemast. Meine Großmutter erzählte zudem vom 'Muckefuck', den gerösteten und gemahlenen Eicheln, welche als Kaffeeersatz in Notzeiten dienten.

Früher war es nicht unüblich, eine Eichel bei sich zu tragen, als Glücksbringer, als Schutz und als Zeichen für ein gesundes Leben. Eicheln wurden auch gern als Liebesorakel genutzt: das Pärchen legte zwei Eicheln in eine Schüssel Wasser und schaute, wie und wohin die Eicheln sich bewegten. Wenn sie zusammen schwammen, galt dies als Liebeszeichen. Bewegten sie sich auseinander, sollte man seine Beziehung nochmals überdenken.

 

Was mich dazu bewogen hat, diesen Artikel zu schreiben, ist eine ganz eigene, persönliche Erfahrung mit einer sehr alten Eiche, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte.

Der Eiche werden im Allgemeinen die Attribute Stärke und Ausdauer, als typisch männliche Eigenschaft, zugesprochen. Nun hatte ich vor einiger Zeit vermehrt das Bedürfnis, mich bei Eichen aufzuhalten, und fragte mich, was mir dies sagen solle. Fehlten mir Stärke und Ausdauer? Nachdem ich ein paar mal darüber sinniert hatte und nicht weiter kam, ging ich zu dieser sehr betagten, ehrwürdigen Eiche, und stellte ihr genau diese Frage. Und etwas Erstaunliches passierte: zuerst fand ein regelrechter Gedankensturm in mir statt, Ängste stiegen auf und ich fühlte mich wie von innen nach außen gestülpt. Plötzlich hatte ich den Eindruck, dass ich mich selbst von außen betrachten konnte. Ich sah mein Gefühls- und Gedankenchaos mit gewissem Abstand, beinahe unbeteiligt, an. Dieses Chaos kam mir bekannt vor. Denn vor einigen Jahren konnte ich noch nicht meinem Herzen lauschen, meine Gedanken beherrschten sowohl mich als auch mein Tun. Im Laufe der Zeit hatte ich gelernt, mehr und mehr ins Herz zu gehen und von dort aus zu handeln. Immer, wenn mich nun Ängste ›übermannten‹, ging ich ins Herz, und sofort fühlte ich mich ruhiger, sicherer. Das Gefühls- und Gedankenchaos löste sich förmlich auf.

In diesem Moment verstand ich die Botschaft der Eiche: Bleibe ausdauernd und kraftvoll darin, vertrauensvoll deinen eigenen Weg zu gehen!

 

Mittlerweile sind einige Jahre ins Land gezogen und noch heute suche ich immer wieder die Nähe der Eichen auf, sowohl draußen im Wald als auch bei uns im Garten!
 Mittlerweile hat sich vieles in meinem Leben geklärt und ich bin mehr zur Ruhe gekommen. Darum genieße ich es besonders, einfach entspannt unter ihren  ausladenden, starken Ästen zu sitzen, sie zu fühlen und mit ihnen eins zu sein!